Alle Veranstaltungen finden statt in den Räumen der Arbeitsgemeinschaft, Riehler Straße 23, 50668 Köln, mit Ausnahme des Vortrags von Herrn Prof. Dr. Türcke (dieser wird in der Karl Rahner Akademie, Jabachstraße 8, 50676 Köln, gehalten)

Die Zertifizierung der Vorträge ist beantragt. Sie erhalten zu allen Veranstaltungen eine gesonderte Einladung.

Um Anmeldung bei Frau Schäfer im Sekretariat der Arbeitsgemeinschaft wird gebeten, per E-Mail an manuela.schaefer@psychoanalyse.koeln oder per Telefon unter der 0221 – 13 59 01.


Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Dr. Michael Koenen
Leiter der Arbeitsgemeinschaft

Eingangsbereich Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln
Dissens

Fähigkeit zum Dissens

Tomas Plänkers, 25.01.2019

Das Ideal der pluralistischen Gesellschaft, deren Mitglieder in toleranter Weise ihre Unterschiedlichkeit achten, trägt in sich die mehr oder weniger ausformulierte Idee einer spezifischen Objektbeziehung, die erst mit der Psychoanalyse und speziell mit der Objektbeziehungstheorie begrifflich gefasst werden konnte.

Freud hat in seinen Arbeiten zur Massenpsychologie zwei verschiedene Gruppenmodelle beschrieben, von denen ausgehend die spezifische Psychodynamik von Gruppen in Verbindung gebracht wird mit einem Verständnis primitiver Objektbeziehungen, in denen psychische Getrenntheit aufgehoben wird.

Anhand klinischer Vignetten werden unterschiedliche Modalitäten des Eindringens in andere Objekte veranschaulicht, welche alle die Aufhebung von Subjektivität und einer reifen Kommunikation mit sich bringen. Dann herrscht auch eine Sprache des Nicht-Denkens vor, die keinerlei Dissens erträgt

Zum Referenten

Dipl.-Psych. Dr. phil. Tomas Plänkers ist Psychoanalytiker und Lehranalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) und des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts (FPI). Nach dreißigjähriger Mitgliedschaft im Frankfurter Sigmund-Freud-Institut ist er dort jetzt als Gastwissenschaftler tätig und niedergelassen in eigener Praxis. Wissenschaftlich ist er mit der Untersuchung psychoanalytischer Konzepte befasst und auch mit Fragen psychoanalytischer Sozialpsychologie, wozu er zahlreiche Veröffentlichungen verfasst hat. Von 2000 bis 2005 hat er an einer psychotherapeutischen Weiterbildung in China für dortige Psychologen und Mediziner in Shanghai teilgenommen; seitdem beteiligt er sich als Mitglied des IPA China Komitees an der Ausbildung der ersten chinesischen Psychoanalytiker, die von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA) in Peking und Shanghai organisiert wird. In diesem Zusammenhang hat er in Deutsch und Englisch ein Buch über die transgenerationellen Folgen der chinesischen Kulturrevolution verfasst unter dem Titel „Chinesische Seelenlandschaften“ bzw. „Chinese Landscapes of the Soul“.

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Die Illusion des Postheroismus

Christoph Türcke, 10.05.2019

Solange zur Ich-Bildung die Identifikation mit Größerem, Höherem, Gewünschtem gehört, verschwinden aus dem seelischen Haushalt auch die Helden nicht. Sie werden nur nicht mehr so genannt. Kinder und Jugendliche kommen um Helden nie ganz herum. Die Identifikation mit ihnen ist durchzumachen wie eine Kinderkrankheit.

Ein Vortrag in Kooperation mit dem Alfred Adler Institut Aachen-Köln e.V., der Düsseldorfer Arbeitsgruppe der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft e.V., dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf e.V. sowie dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie im Rheinland e.V.

Eingangsbereich Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln

Zum Referenten

Christoph Türcke, Prof. em. für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig. Grenzübertreter zwischen Gesellschaftstheorie, Psychoanalyse und Theologie. Erster Träger des Sigmund-Freud-Kulturpreises. Hauptwerke (alle bei C.H. Beck): Erregte Gesellschaft. Philosophie der Sensation; Philosophie des Traums; Mehr! Philosophie des Geldes.

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Disruptive Kreativität, künstliche Intelligenz und allgegenwärtige Kontrolle:

kulturpsychoanalytische Überlegungen zum digitalen Wandel der Gesellschaft und des Einzelnen.


Johannes Döser, 20.09.2019

Wie wird eine Zukunft mit Maschinen aussehen, die besser, genauer und schneller „denken“, d. h. rechnen, memorieren, produzieren und kombinieren können als wir selbst? Kann uns die Algorithmizität des digitalen Alltags von den menschlichen Irrtümern, Fehlleistungen und Schmerzlichkeiten des analogen Lebens entlasten, oder lassen die Fallgruben des digitalen ‚onlife‘ die Zumutungen, Bedürfnisse, Glückshoffnungen und Unglücksszenarien des analogen Lebens (und Sterbens) erst recht hervortreten? Wohin treibt das ‚klassische Subjekt‘ in der ‚Flüchtigen Moderne‘? Werden die ‚göttlichen Prothesen‘ der digitalen Zivilisation unser Leben erleichtern oder dienen sie erst recht der menschlichen Zerstörungswut?

Der Vortrag geht diesen Fragen nach, im Bewusstsein, dass sich die psychoanalytische Kulturtheorie einer kritischen Betrachtung dieser Veränderungen im menschlichen Zusammenleben nicht entziehen kann.

Zum Referenten

Dr. med. Johannes Döser ist Facharzt für Psychosomatik, Psychotherapie sowie Kinder-und Jugendpsychiatrie. Seit 1998 niedergelassen als Psychoanalytiker für Erwachsene und Kinder (DPV/IPV) in freier Praxis in Essen-Werden. Lehranalytiker, Supervisor und Dozent in der psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf. Balintgruppenleiter (DBG).

Forschungsthemen u.a.: Klinische Arbeiten zu Angst und Depression, Trauma und Kreativität, Behandlungstechnik und Metapsychologie, seelischer Entwicklung und Kinderanalyse. Verschiedene interdisziplinäre Projekte zu Themen aus Dichtung, Musik, Malerei, Film, Religion und Politik.

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Der Psychoanalytiker, der von seiner Couch stieg und öffentlich sichtbar wurde. - Psychoanalyse und Gesellschaft reloaded

Thomas Auchter, 13.12.2019

Überall auf der Welt treten immer mehr Autokraten und Populisten auf den Plan und das nicht mit Waffengewalt, sondern durch ›demokratische‹ Wahlen. Sie bedrohen die »Freiheit des Geistes« und das Grundrecht der Selbstbestimmung liberaler Demokratien. Welche Verständnismöglichkeiten und Erklärungsansätze für diese Entwicklungen kann die Psychoanalyse anbieten?

Anhand von vier aktuellen gesellschaftlichen Problemfeldern:

  1. Autoritarismus und Autokratismus
  2. Populismus
  3. Xenophobie und
  4. Digitalisierung

wird versucht, nach Antworten zu suchen.

Bildnachweis: Dr Case

Zum Referenten

Dipl. Psych. Thomas Auchter ist Psychoanalytiker und Lehranalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) und der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf. Er ist seit 1982 als Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker und Supervisor in eigener Praxis in Aachen niedergelassen.

In seinen zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen befasst er sich neben klinischen Fragestellungen bevorzugt mit Themen der ›Angewandten Psychoanalyse‹ in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. 2012 erschien eine Zusammenfassung seiner ›politischen‹ Arbeiten unter dem Titel: Brennende Zeiten. Zur Psychoanalyse sozialer und politischer Konflikte. Im Frühjahr 2019 erscheint sein neues Buch: Trauer, wie die anderen ebenfalls im Psychosozial Verlag.

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Man fühlt es, aber will es nicht glauben“ - Spuren des Nationalsozialismus in Deutschen des 21. Jahrhunderts

Angela Mauss-Hanke, 07.02.2020

Das physische und psychische Zerstörungswerk der Nazizeit war zu nachhaltig und tiefgreifend, um innerhalb von drei Generationen überwunden werden zu können. Auf diesem Hintergrund wird den Spuren des Nationalsozialismus, wie sie in unserer heutigen Identität zu finden sind, nachgegangen.
Die einzige Form von Nähe in einem Umfeld, das von Grausamkeit und der Auslöschung alles Individuellen dominiert wird, ist die Identifizierung mit eben dieser emotionalen Kälte. Eine solche Umwelt fördert ein Menschsein, das gleichsam in einem frühen Zustand ‚erfroren’ ist und das später auf die untransformierten archaischen Affekte dieser Frühzeit mit entsprechender emotionaler Härte zurückgreift. Das Ergebnis ist eine Generation von Menschen, die von Gnadenlosigkeit gegenüber sich selbst und anderen geprägt ist. Der Prozess der Bewusstwerdung, des Überwindens von Spaltungen, wird anhand verschiedener Interviews nachgezeichnet.

Zur Referentin

Dipl.-Psych. Angela Mauss-Hanke, Psychoanalytikerin für Erwachsene, Kinder und Gruppen, niedergelassen in eigener Praxis in Wolfratshausen und München. Lehranalytikerin für Erwachsene (DPV/IPA/DGPT) und Gruppen (D3G). Dozentin bei der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie München (DGPT). Mitglied im Herausgeberbeirat des International Journal of Psychoanalysis; Mitglied im Website Editorial Board der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA). 2008-2016 Herausgeberin der jährlich erscheinenden Buchreihe „Internationale Psychoanalyse – Ausgewählte Beiträge aus dem International Journal of Psychoanalysis“. Zahlreiche Vorträge und Publikationen zu gesellschaftsrelevanten Themen, u.a. zur psychischen Präsenz von Atomkraft (2011), zu Übersetzungsprozessen (2015) und zu Rache- und Vergeltungsimpulsen (2018).

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Veranstaltungsinformationen

Ort und Zeit

Sofern nicht anders angegeben: Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V. (1. OG.) Riehler Str. 23, 50668 Köln. Beginn der Vorträge 20:30 Uhr

Anmeldung

Wir bitten um Anmeldung bis eine Woche vor der jeweiligen Veranstaltung. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung. Anmeldung erbeten bei:

Ana Pérez Belmonte, Manuela Schäfer

Telefon: 0221 / 13 59 01 Fax: 0221 / 13 44 39 oder per Email.

Bild-Quellennachweise

Header-Grafik/Farbfond © Angelika Schuberg

Populismus: Dr Case
Lizenz: CC-BY-NC 4.0

Alle übrigen Aufnahmen sind lizensiert ohne Quellenangabe oder © 2019 Sönke Behnsen.

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